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exhibition view Schafhof–Europäisches Kuenstlerhaus Oberbayern, Freising, 2018

OHNE TITEL (DOLINE)

HD-Video mit Ton, 5:10 min
2016

Eine kristalline, abstrakte Abbildung formt sich vor dem inneren Auge zu einem vagen Landschaftbild. Die Reflexion der Landschaftsdarstellung bewegt sich trichterartig nach innen und sackt stetig in sich zusammen. Dabei changiert die perspektivische Darstellung der Bewegung zwischen einer Draufsicht und der Frontalperspektive der abgebildeten Landschaft. Die physischen, reflektierenden Bildpunkte werden zum nicht zur Ruhe kommenden, löslichen Gestein.

Ausschnitt aus dem Ausstellungstext von Björn Vedder
Sturmhöhen 1.9. – 7.10.2018
Schafhof – Europäisches Künstlerhaus Oberbayern, Freising

Die Arbeit von Adriane Wachholz, eine Videoinstallation (2016) ohne Titel, ist auf den ersten Blick ganz ähnlich wie die Bilder von Thomas Zitzwitz, ihre emotionale Wirkung ist jedoch entgegengesetzt. Wachholz‘ Video führt vor, wie sich kristalline Formen auseinander entwickeln und ineinander verschlingen und damit ebenfalls, wie sich aus dem zweidimensionalen Bild eine Landschaft ergibt. Allerdings ist diese Dreidimensionalität weniger ein Ergebnis der einfühlenden Vorstellung des Betrachters als des Videos selber, das die Entstehung eines Raumes vorführt und diesen Raum dann wieder zusammensacken lässt. Damit geht auch eine andere Wahrnehmung des Video-Bildes einher, zumindest bei mir. Sie ist weniger einfühlend und im Organischen schwimmend, sondern stärker eine Erfahrung der Abweisung oder Frustration, zumindest jedoch der Kälte. Wir können mit Worringer auch sagen, sie ist abstrakt. Denn „wie der Einfühlungsdrang als Voraussetzung des ästhetischen Erlebens seine Befriedigung in der Schönheit des Organischen findet, so findet der Abstraktionsdrang seine Schönheit im lebensverneinenden Anorganischen, im Kristallinischen, allgemein gesprochen, in aller abstrakten Gesetzmäßigkeit und Notwendigkeit,“ schreibt Worringer.”4

Wilhelm Worringer, Abstraktion und Einfühlung, München 1908, p. 36.

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OHNE TITEL (DOLINE)

HD-Video with sound, 5:10 min
2016

A crystalline, abstract image forms a vague landscape in front of the inner eye. The reflection of the landscape moves inwards like a funnel and constantly collapses. Hereby the perspective depiction of movement hovers between a top view and a frontal perspective of the depicted landscape. The analogue, reflecting image points, like pixels, turn into geological formations which continuously collapse like a crater.

Excerpt from the exhibition text by Björn Vedder
Wuthering Heights 1.9. – 7.10.2018
Schafhof – European Center of Art Upper Bavaria

The work by Adriane Wachholz, an untitled video installation (2016), is at first glance very similar to Thomas Zitzwitz’s paintings, but their emotional effects are at odds. Wachholz’s video shows how crystalline forms develop out of and interlock with one another, and thus also how a landscape emerges out of a two-dimensional image. However, this three-dimensionality is less a result of the viewer’s empathic imagination than of the video itself, which shows how a space is created and then how that space collapses again. This also goes hand in hand with a different way of perceiving the video image, at least for me. It is less empathetic and a swimming in the organic, however, and more an experience of rejection or frustration, or at least of the coolness. We can also say with Worringer in mind that it is abstract. In the words of Worriger: “Just as the urge to empathize as the precondition of the aesthetic experience finds its satisfaction in the beauty of the organic, the urge toward abstraction finds its beauty in the life-negating inorganic, in the crystalline, expressed in general terms, in all abstract legitimacy and necessity.”4

Wilhelm Worringer, Abstraktion und Einfühlung, München 1908, p. 36.

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exhibition view Kloster Bentlage, 2018